In der zweiten Etage der Villa Rosenthal können Sie in entspannter Atmosphäre in einem Liegestuhl liegend den Geschichten und der Musik von Antje Horn und Tim Helbig mit geschlossenen Augen folgen.
Antje Horn ist Erzählerin. Sie liest nicht vor, sie erzählt frei in der jahrtausendealten Tradition der Geschichtenerzähler, ein heute seltenes und überraschendes Erlebnis. In ihren Geschichten, oft sind es Märchen, wird Gewohntes auf den Kopf gestellt, besiegt das Sanfte das Harte, wird Unmögliches Wirklichkeit. Während des Erzählens verbindet sich Uraltes und gerade Entstehendes zu einer immer neuen Geschichte, die mit den kongenialen und abwechslungsreichen Sounds von Tim Helbig in ein Zwiegespräch tritt.
Tim Helbig konzipiert und realisiert vielschichtige Klanginstallationen. Er komponiert akusmatische Musik, sowohl für experimentelle, als auch traditionelle Instrumente.
Veranstalter_innen: Lesezeichen e.V. in Verbindung mit DFG-Kollegforscher_innengruppe „Postwachstumsgesellschaften“ und JenaKultur
Die Seilschaft
Die Seilschaft
Foto: Johanna Bergmann
Dienstag, 24.09.2019 // ab 21.00 Uhr
„Ich wäre glücklich, wenn meine Lieder für manchen einfach ein Stück seines Lebens sind. Ob er da nun geheult hat bei der Platte oder gelacht, ob er Kraft gefunden oder welche gelassen hat, ist mir egal. Wenn sie nur dazu gehören, zu irgendeinem Leben“ (Gerhard Gundermann).
Musik und Lyrik von Gerhard Gundermann hält nach wie vor in Atem. Der Durst, ihn zu hören, ist unerschöpflich. „Schuld“ am bemerkenswerten Gerhard-Gundermann-Revival hat nicht zuletzt die Band „Die Seilschaft“, mit der der legendäre, viel zu früh verstorbene Liedermacher und Rockpoet in den 90er Jahren ein kritisch-anspruchsvolles Publikum in Ost und West erreicht hat.
Die Seilschaft, 1992 gegründet, nahm mit Gundermann ab 1993 mehrere Studioalben auf, (Der7te Samurai, Frühstück für immer, Engel über dem Revier) die bis heute nichts an Kraft und Tiefe eingebüßt haben. Mit immer ausgereifteren Songs traf die Band den Nerv des Publikums, gerade auch live. Unvergessen sind etwa die Konzerte im Vorprogramm von Bob Dylan oder Joan Baez. 10 Jahre hat es nach dem unerwarteten Tod von Gerhard Gundermann gedauert bis „Die Seilschaft“ 2008 wieder zu einem Konzert zusammengekommen ist und seitdem wieder regelmäßig die Menschen mit den Songs von Gundermann begeistert.
Mit dem Erscheinen des Films „Gundermann“ im August 2018 unter der Regie von Andreas Dresen wurde dem Lausitzer Rockpoeten und Liedermacher ein Denkmal sowohl in den neuen als auch in den alten Bundesländern gesetzt.
Erleben Sie „Die Seilschaft“ mit Songs von Gerhard Gundermann, die von Leben und Tod, von Liebe, Heimat, Entfremdung und Sehnsucht nach Freiheit erzählen, live!
Die Zukunft des Ostens: (Über)Leben in einer Niedrigwachstumsgesellschaft
Katrin Rohnstock
Foto: privat
Mittwoch, 25.09.2019 // 15.00 bis 16.30 Uhr
Knapp 30 Jahren nach der politischen Wende in der DDR und dem Anschluss an die Bundesrepublik Deutschland werden die damit verbundenen ökonomischen und kulturell-sozialen Verwerfungen zunehmend öffentlich diskutiert. Ausgangpunkt ist die soziale Realität einer Niedrigwachstumsgesellschaft, wie sie das ländliche und kleinstädtisch geprägte Thüringen darstellt. Uns interessieren die Erfahrungen der Menschen, die in der Peripherie der wirtschaftlichen Zentren leben. Welche Vorstellungen von Zukunft haben sie für sich, ihr Umfeld, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes? Die Veranstaltung nutzt das innovative Format des Erzählsalons, welches von Rohnstock Biografien entwickelt wurde. Es knüpft an der alten jüdischen Tradition des kollektiven Erzählens beim Sabbat an und weist Ähnlichkeiten mit dem narrativen Interview und der Gruppendiskussion auf. Die Veranstalterinnen stellen das Konzept vor und führen exemplarisch einen Erzählsalon durch. Über ihre Erfahrungen und Zukunftsvisionen erzählen Menschen aus unterschiedlichen Projekten. Es geht um die Energiewirtschaft einer Agrargenossenschaft, die Wiederbelebung alter Handwerkstechniken, die Organisation des Dorfladens und -lebens und gemeinschaftliche Lebensformen. Mit dabei sind: R. Bütow (Dorfverein Röttelmisch), H. Dünkel (Bürgergenossenschaft Ballstädt) H. Hercher (Agrargenossenschaft Königssee), U. Flurschütz (Arbeit und Leben in Thüringen), T. Meier (Schloss Tonndorf) und J. Pisarek (Camburg). Als Salonniere moderiert Katrin Rohnstock.
Veranstalter_in: Lesezeichen e.V. in Verbindung mit DFG-Kollegforscher_innengruppe „Postwachstumsgesellschaften“ und JenaKultur
Das große Tanzen
Donnerstag, 26.09.2019 // ab 21.00 Uhr
Die Forschungsfrage des Abends lautet: Variiert der Musikgeschmack nach Alter, Geschlecht und Herkunft oder hören SoziologInnen alle das Gleiche? Wer schon immer mal wissen wollte, wie soziologischer Musikgeschmack aussieht, ist herzlich ins Kassa eingeladen. Dort legen Studierende, MitarbeiterInnen und ProfessorInnen des Jenaer Instituts für Soziologie auf und wollen die Menge zum Tanzen bringen. Unterstützt werden sie vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Eine wilde Mischung ist garantiert.
Ort: Kassablanca, Felsenkellerstraße 13a
Die Wissenschaft vom Spaziergehen: Wieczorek, Wollny & ihre Zweiten Stimmen
Mit diesem Konzert und dieser Lesung findet das Festival seinen Abschluss. Viele Wege wurden in dieser Woche beschritten – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Die letzte Exkursion von Lars Polten, dem Jenaer Spaziergangswissenschaftler, endet in der Villa Rosenthal, die ihre Türen öffnet für ein regelrecht bezauberndes Trio. Der Darmstädter Schriftsteller Rainer Wieczorek trifft auf den begnadeten Jazzmusiker Michael Wollny.
Rainer Wieczorek liest aus seiner Künstlernovelle „Zweite Stimme“, die vom Spaziergangsforscher Richard Skala und seinem Archivar handelt. Die Musik setzt ein, wir lassen uns verzaubern von dem kongenialen Duo, das an diesem Abend auch noch literarisch zur Geltung kommen wird.
Pianist Michael Wollny gilt als einer der wichtigsten europäischen Jazzmusiker seiner Generation. Die Süddeutsche Zeitung nennt ihn einen Musiker, der „aus jeder nur erdenklichen Musik ein Erlebnis machen kann, das einem den Atem nimmt“, für die FAZ ist er der „vollkommene Klaviermeister“. Und er ist alles andere als ein typischer Jazzpianist. Seine Inspirationen kommen von Franz Schubert, Alban Berg oder Gustav Mahler, von Björk oder Kraftwerk, von japanischen Gangsterfilmen oder Horrorstories, sein Spiel ist so grenzenlos, wie seine Suche nach dem bisher Ungehörten.
Rainer Wieczorek
Foto: privat
Rainer Wieczorek gilt als Meister der Künstlernovelle. In diesem etwas antiquiert anmutenden Genre hat er sich mit dem Theater, den Spaziergangswissenschaften, der Malerei, der Literatur beschäftigt. Er ist dem Spannungsverhältnis zwischen Intimität und Öffentlichkeit nachgegangen, in dem sich Künstler bewegen, auch den sozialen Bedingungen, unter denen Kunstwerke entstehen. Derzeit arbeitet er an einem Werk über jene Musik, die einmal Jazz war – und beleuchtet deren Ursprünge. Vor kurzer Zeit erschien im Dittrich-Verlag eine Werkausgabe.